Wirtschaftspädagogik

Flipped-Classroom in wirtschaftspädagogischen Statistikveranstaltungen

Ausgangslage:
Die Veranstaltung ist als Pflichtmodul im B.Sc. Wirtschaftspädagogik angesetzt (Modulhandbuch). Sie dient dazu, den Studierenden die statistischen Grundlagen zur Diagnostik in bildungswissenschaftlichen Untersuchungen näherzubringen sowie Einblicke in die Gestaltung von Evaluationen und Assessments im Bildungsbereich zu liefern. In den bisherigen Semestern wurde ein Großteil der Zeit vor Ort mit der Erarbeitung des Überblickwissens, d.h. dem Kennenlernen und Verstehen der Methoden der Diagnostik, der Evaluation und dem Assessment, verwendet. Dieses hatte den Nachteil, dass von der Zeit vor Ort häufig nur wenig in die konkrete Bearbeitung von Übungsfällen investiert werden konnte. Allerdings können die Übungen an Fallbeispielen aus der Bildungspraxis erst starten, wenn die Studierenden über die ausreichenden methodischen Kenntnisse verfügen. Ohne dieses „Handwerkszeug“ sind die konkreten Berechnungen an realen Datensätzen aus der Bildungsforschung kaum möglich.

Neukonzeption:
Um den Herausforderungen zu begegnen, erfolgte eine Umstellung der Lehrveranstaltung „Diagnostik, Evaluation und Assessment“ in ein Flipped-Classroom-Design (vgl. Hao, 2016; Mattis, 2015). Dieses bedeutet, dass für die Studierenden zur Vorbereitung auf die jeweilige Lehrveranstaltung digitale Lehr-Lern-Materialien entwickelt wurden. Zu diesen Materialien zählen PowerPoint-Präsentationen, zu denen eine Tonspur abgehört werden kann, in der die Lehrkraft die Inhalte der Präsentation erklärt. Auch Online-Quizze zu den statistischen Verfahren werden den Studierenden vor der eigentlichen Lehrveranstaltung zur Verfügung gestellt. Ziel ist es, dass die Studierenden sich vor der eigentlichen Lehrveranstaltung mit den digitalen Lehrmaterialien das Überblickswissen zu dem jeweiligen Verfahren selbstständig erarbeiten. Zu den Verfahren zählen dabei u.a. Regressions-, Cluster-, Diskriminanz- und Faktorenanalysen. Auf die größtenteils frontale Wissensvermittlung zu den Grundlagen zu diesen Verfahren wird verzichtet, was mit einer Reduzierung der Präsenzzeit in die Vermittlung der Grundlagen der statistischen Verfahren einhergeht. Die so gewonnene Zeit in der Lehrveranstaltung wird in die Bearbeitung von Übungsaufgaben zu den statistischen Verfahren investiert. Dabei sind zwei zentrale Aspekte der Gestaltung dieser Übungsfälle zu beachten:

  • Die Analysen werden stets mit „realen“ Daten, die entsprechend anonymisiert wurden, aus bestehenden Forschungsprojekten durchgeführt. So wurde ein Datensatz zur Erfassung der Financial Literacy bei Studierenden unterschiedlicher Studiengänge der Universität Mainz erhoben. Dieser Datensatz umfasst ca. 1.000 Proband*innen. Durch den Einsatz der statistischen Verfahren an diesen Daten treten zwar Probleme auf, wie unplausible Angaben oder zu geringe Stichprobengrößen, bei denen die statistischen Verfahren nur eingeschränkt nutzbar sind. Allerdings lernen die Studierenden so, diese Herausforderungen angemessen zu meistern, sodass dieses einen höheren Praxisbezug zu Datensätzen aus der Bildungspraxis zeigt.
  • Die Übungen zu den Lehrveranstaltungen werden als Teil der Prüfungsleistung durch Gruppen von Studierenden aus der Lehrveranstaltung selbst konzipiert und auch durchgeführt. Hierbei erfolgt im Vorfeld eine enge Absprache mit den Lehrkräften aus dieser Lehrveranstaltung, um möglichen Fehlkonzeptionen entgegenzuwirken. Durch die selbstständige Planung und Durchführung der Übungen werden die Studierenden in eine Unterrichtssituation versetzt, die die angehenden Lehrkräfte auf den Berufsalltag vorbereitet.

Bisherige Erfahrungen
Die durchgeführten Lehrevaluationen lassen auf eine hohe Akzeptanz der umgestalteten Lehrveranstaltung schließen. Die Materialien werden ständig weiterentwickelt und auch auf andere Softwareprogramme ausgeweitet. So findet aktuell der Einbezug der Software SPSS und AMOS (insbesondere zur Strukturgleichungsmodellierung) statt. Es fällt besonders bei Abschlussseminaren (u.a. Bachelorseminar) auf, dass die Studierenden hier deutlich weniger Probleme bei der Analyse von Daten aus dem Bildungsbereich zeigen. Allerdings muss auch kritisch angesprochen werden, dass das vorgestellte Konzept ein hohes Maß an Selbstregulation, Motivation und Interesse der Studierenden voraussetzt. Ohne die Vorbereitung der Inhalte im Vorfeld der Lehrveranstaltungen ist das Gelingen der Übungen vor Ort und auch der Klausurleistungen gefährdet.

Weitere Informationen: https://www.wipaed.uni-mainz.de/flipped-classroom-in-wirtschaftspaedagogischen-statistikveranstaltungen/

Ansprechpartner:
Dr. Roland Happ

Verbundprojekt „ELMaWi-Transfer – Förderung fachspezifischer Kompetenzen bei Lehramtsstudierenden der Fächer Mathematik und Wirtschaftswissenschaften mittels videobasierter ELMaWi-Tools“

Der Lehrstuhl für Wirtschaftspädagogik (Dr. Christiane Kuhn, Prof. Dr. Olga Zlatkin-Troitschanskaia, Hannes Saas) ist mit dem Antrag „ELMaWi-Transfer – Förderung fachspezifischer Kompetenzen bei Lehramtsstudierenden der Fächer Mathematik und Wirtschaftswissenschaften mittels videobasierter ELMaWi-Tools“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung positiv begutachtet und zur weiteren Förderung empfohlen worden. Das Transfervorhaben wurde in Kooperation mit dem Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik in Kiel (Abteilung Didaktik der Mathematik) eingereicht und stellt die Fortführung des bereits gemeinsam erfolgreich durchgeführten Verbundprojekts ELMaWi (www.elmawi.de) dar.

Projektziele:
Im Projekt ELMaWi-Transfer soll (1) ein Konzept für eine Online-Lehr-Lernumgebung zur Förderung und Überprüfung der praxisnahen Kompetenzen der Lehramtsstudierenden bereitgestellt und (2) an den Standorten der Verbund- und Praxispartner fachspezifisch für die Lehrerbildung der Fächer Wirtschaft und Mathematik implementiert und hinsichtlich des Transfererfolgs reflektiert werden.

Finanzierung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), geplante Laufzeit: 07/2020–06/2022

Projektleitung:
Dr. Christiane Kuhn (JGU Mainz),
Univ.-Prof. Dr. Olga Zlatkin-Troitschanskaia (JGU Mainz),
Prof. Dr. Aiso Heinze (IPN Kiel),
Prof. Dr. Anke Lindmeier (IPN Kiel)

Ansprechpartner:
Hannes Saas, (E-Mail)

TWIND-WiPaed: Trainingstools für Lehrkräfte (Verbundprojekt „Technik und Wirtschaft: Integrierte Didaktik (TWIND)“)

Relevanz
Oft gelingt der Transfer des im Studium erworbenen Wissens in effektives Lehrerhandeln in praktischen Unterrichtssituationen nur unzureichend und bedarf einer effektiven Förderung. Durch die zunehmende Verzahnung von kaufmännischen und technischen Domänen sowie die Entstehung neuer (hybrider) Ausbildungsberufe wie Kaufmann/-frau im E-Commerce wird von (angehenden) Lehrkräften erwartet, die dem technisch-digitalen Wandel unterliegenden kaufmännischen Fachgebiete handlungsorientiert zu unterrichten. Validierte Trainingstools zur effektiven Förderung handlungsnaher Kompetenzen liegen für die erste und zweite Phase der kaufmännischen Lehrerbildung bislang jedoch nur vereinzelt vor.

Projektstruktur
Das Projekt TWIND entwickelt und etabliert digitale Lehr- und Lerntools zur Unterstützung einer effektiven Ausbildung von (angehenden) Lehrkräften in der beruflichen Bildung. Das Verbundprojekt der JGU Mainz, der Technischen Universität Darmstadt, der Universität Kassel und der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd wurde im Rahmen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung initiiert, die gemeinsam vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und dem Ministerium für Bildung Rheinland-Pfalz gefördert wird.

Projektziel
Ziel des TWIND-Projekts ist es, die Berufs-, Technik- und Wirtschaftsdidaktik sowie die allgemeine Fachdidaktik (Deutsch, Politik) systematischer zu integrieren, um die aktuellen Entwicklungen der Digitalisierung und der Hybridisierung im Berufssektor zu adressieren. Das Projekt fokussiert sich auf die (fach-)didaktisch integrative Entwicklung, Erprobung, Evaluierung, Optimierung und einen breiten Transfer von innovativen digitalen Medienpaketen zur effektiven Förderung von Handlungskompetenzen bei (angehenden) Lehrkräften. Diese Medienpakete werden zum effektiven Training von Lehrkräften und Lehramtsstudierenden für den beruflichen Schulsektor gewerblich-technischer und kaufmännisch-verwaltender Fachrichtungen eingesetzt. Ausgehend von berufsspezifischen und -übergreifenden (digitalen) Veränderungsprozessen werden basierend auf dem Constructive-Alignment Ansatz und etablierten Kompetenzmodellen innovative Trainingstools (u.a. mittels videobasierter Lehr-Lernmaterialien und korrespondierender Prüfungsaufgaben), welche flexibel und adaptiv zur Förderung und Überprüfung der handlungsnahen Kompetenzen von angehenden Lehrkräften bereitgestellt werden, entwickelt und hinsichtlich ihrer Wirksamkeit evaluiert.

Projektdesign: TWIND-WiPaed
Das Teilprojekt der Wirtschaftspädagogik der JGU Mainz beschäftigt sich insbesondere mit der Entwicklung von digitalen Medienpaketen im kaufmännischen Bereich zur Förderung der fach- und mediendidaktischen Handlungskompetenzen angehender Lehrkräfte (u.a. mit Fokus auf neue hybride Berufe wie E-Commerce) sowie mit der verbundweiten Evaluation des Einsatzes der neu implementierten Medienpakete. Die Tools werden dabei in kontrollierten, quasi-experimentellen Vergleichsgruppen mit Prä-Post-Messungen an 10 Standorten der 1. und 2. Lehrerbildungsphase bundesweit (n=ca. 400) erprobt und für die Anwendung in der Praxis weiter optimiert. Auf dieser Basis sollen übergreifende Aussagen zu qualitätssichernden Gelingensbedingungen einer kompetenzorientierten Lehrerbildung ermöglicht werden.

Weitere Informationen zum Teilprojekt:

https://www.wipaed.uni-mainz.de/technik-und-wirtschaft-integrierte-didaktik-integration-der-berufs-technik-und-wirtschaftsdidaktik-zur-entwicklung-digitaler-medienpakete-in-der-lehrerbildung-fuer-berufliche-schulen-wirtschaftspa/

https://www.researchgate.net/project/Technology-and-Economics-Integrated-Education-Integrating-business-and-technical-didactics-into-digital-teaching-learning-tools-for-teacher-education-and-training-Business-and-Economics-Education-J

Für mehr Informationen zum Verbundprojekt TWIND siehe auch: https://www.twind.de/

Finanzierung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung: 03/2020–12/2023

Projektleitung für das Teilprojekt der Wirtschaftspädagogik, JGU Mainz: 
Univ.- Prof. Dr. Christian Dormann,
Univ.- Prof. Dr. Olga Zlatkin-Troitschanskaia,
Dr. Christiane Kuhn (in Elternzeit)

Ansprechpartnerin:
Jasmin Schlax (E-Mail)

Verbundpartner: TU Darmstadt, Universität Kassel, PH Schwäbisch Gmünd